In fast 30-jähriger Ausgrabungstätigkeit ist die Siedlungsstelle der Bronze- und Eisenzeit auf dem Hügel Cresta bei Cazis im bündnerischen Domleschg durch das Schweizerische Nationalmuseum archäologisch untersucht worden.
Die Lage der urgeschichtlichen Dorfanlage ist europaweit einmalig: Die Wohnhäuser wurden in einer acht Meter breiten und bis zu sechs Meter tiefen Felsspalte, die den Hügel durchtrennt, errichtet. Der ausserordentlichen Lage ist neben den gut erhaltenen Bauresten von etwa 20 Dörfern auch ein einzigartiges Fundarchiv zu verdanken. Für die Kulturgeschichte Graubündens von herausragender Bedeutung ist der Bestand an Gefässkeramik – es handelt sich um mehr als 12‘000 Fragmente – aus dem Zeitraum von 2000 bis etwa 400 v. Chr.
Die detaillierte chronologische und typologische Auswertung durch die Archäologin Ina Murbach-Wende hat es möglich gemacht, die Entwicklung des einheimischen Geschirrs von der Frühbronzezeit bis in die jüngere Eisenzeit zu verfolgen. In ihrer Publikation, reich illustriert und mit einem umfassenden Katalogteil versehen, wird die Sonderstellung Graubündens am Angelpunkt der bestimmenden Kulturen nördlich und südlich des Alpenkammes anhand der formalen und gestalterischen Merkmale der Gefässkeramik eindrücklich sichtbar gemacht. Ein erheblicher Anteil von Gefässen, eingeführt aus dem oberitalienischen und dem süddeutschen Raum, untermauert die Bedeutung der Siedlung auf der Cresta an den wichtigen Transitrouten Graubündens.